Wie umgehen mit Hochstaplersyndrom bei Migräne

Imposter-Syndrom


„Hochstapler“-Syndrom bei chronischer Erkrankung – so gehe ich damit um


In Selbsthilfegruppen für chronische Erkrankungen berichten immer mehr Menschen von ihren Herausforderungen mit dem Imposter- oder auch "Hochstapler"-Syndrom.  

Laura McKee geht der Frage nach, warum sich manche Menschen mit chronischen Erkrankungen wie „Hochstapler“ fühlen, obwohl sie es nicht sind. Sie teilt auch 6 Schritte zur Überwindung dieser negativen Denkmuster, wenn wir medizinische Versorgung benötigen oder erhalten.  
 


In letzter Zeit ging es mir aufgrund von „normalen“ Erkrankungen, einer Operation und der Behandlungen meiner Hirnerkrankung, der idiopathischen intrakraniellen Hypertension (IIH)1, wirklich schlecht. Das hat meine psychische Gesundheit belastet und mich daran zweifeln lassen, ob ich wirklich „krank genug“ für die medizinischen Eingriffe war, die meine Ärztinnen und Ärzte für notwendig hielten.  

Als ich mich zum ersten Mal schlechter fühlte als sonst durch meine üblichen IIH- und chronischen Migräne-Symptome, fiel es mir schwer, um Hilfe zu bitten. Es dauerte drei Tage, in denen ich mich kaum bewegen konnte, bevor ich meinen Arzt anrief, um ihm zu sagen, dass ich Ohnmachtsanfälle hatte, mich schwach fühlte und ans Bett gebunden war.  

Er schickte an diesem Tag einen Rettungsdienst zu mir, der mich untersuchte, und feststellte, dass ich an einer Lungenentzündung litt. Die Ergebnisse des Bluttests zeigten außerdem, dass ich eine Anämie hatte!  

Es ging mir nicht gut, aber ich spielte meine Symptome immer wieder herunter. Freunden habe ich gesagt, dass die Lungenentzündung „nur leicht“ sei, da ich nicht wollte, dass sie dachten, dass ich einen Aufstand machte. Rückblickend sehe ich, dass das ein klassisches Imposter-Syndrom-Verhalten ist.   
Von der Lungenentzündung habe ich mich recht schnell erholt. Ich litt jedoch immer noch an einer Blutarmut, als ich kurz darauf einen viertägigen Krankenhausaufenthalt zur Überwachung meines Hirndrucks antrat. Die Anämie machte mich noch schwächer als sonst, und ich litt immer noch unter meiner üblichen Erschöpfung und den lähmenden Schmerzen. Ich war davon überzeugt, dass die Ärztinnen und Ärzte sagen würden, dass ich trotz der Auswirkungen meiner IIH auf mein tägliches Leben einen Aufstand gemacht habe. Ich finde es mental so schwierig, zu akzeptieren, dass ich eine gute medizinische Versorgung brauche.  

Auch wenn ich „Beweise“ für meine Krankheit habe, mache ich mir immer noch Sorgen, als „Hochstapler“ entlarvt zu werden

Die Ergebnisse der Überwachung zeigten, dass mein Hirndruck höher war als erwartet – ein klarer Beleg dafür, dass meine Erkrankung keine Hypochondrie war. Ich hatte befürchtet, dass die Untersuchung mich als Betrügerin entlarven würde, aber sie lieferte mir und meinen Ärztinnen und Ärzten tatsächlich die Fakten für einen Behandlungsplan.  

Nach der Operation bin ich auf dem Weg der Besserung, aber die Anämie setzt mir immer noch zu. Ich bin erschöpfter als je zuvor, und es gibt keine schnelle Lösung, so dass mein Imposter-Syndrom zusammen mit meinen körperlichen Symptomen auftritt. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass ich krank genug bin, um noch mehr Verfahren zu benötigen und den Grund der Anämie zu finden. Ich mache mir Sorgen, dass ich die Zeit des medizinischen Fachpersonals vergeude, unabhängig davon, wer die Tests anordnet. 

Heute schreibe ich über meine Erfahrung mit dem Imposter-Syndrom im Zusammenhang mit chronischen Krankheiten, da dies für viele Menschen ein vertrauter Kampf ist.  

Ich hatte diese Gefühle immer wieder, auch schon bevor ich meine Liste an Diagnosen erhielt. Im Laufe der Jahre habe ich auch erlebt, dass meine Symptome heruntergespielt wurden (medizinisches Gaslighting) und Fehldiagnosen gestellt wurden, was mein Selbstbild im Umgang mit chronischen Krankheiten beeinflusst hat. Immer wieder zeigt sich das Imposter-Syndrom in seiner unangenehmsten Form.  


Was ist das Imposter-Syndrom?

Hatten Sie schonmal das Gefühl, dass die Menschen um Sie herum Sie jederzeit als „Hochstapler“ entlarven könnten? Zweifeln Sie an sich selbst und glauben Sie, dass Ihre Erfolge nur auf Zufall beruhen? Streben Sie danach, Ihre hohen und wahrscheinlich unmöglichen Standards zu erfüllen, nur um zu scheitern und sich nicht gut genug zu fühlen? Wenn ja, willkommen im Imposter-Syndrom.  



Imposter-Syndrom (oder Hochstapler-Syndrom): Ein psychologisches Phänomen, das durch anhaltende Zweifel an den eigenen Fähigkeiten oder Leistungen gekennzeichnet ist und von der Angst begleitet wird, trotz offensichtlicher Erfolge als „Hochstapler“ entlarvt zu werden.2 
  


In Selbsthilfegruppen sprechen immer mehr Menschen mit chronischen Erkrankungen offen über ihre Erfahrungen mit dem Imposter-Syndrom. Es zeigt sich auf viele verschiedene Arten, aber hauptsächlich in dem Gefühl, nicht so krank zu sein, wie man denkt. Dieser Zweifel kann dazu führen, dass man glaubt, keine gute Pflege zu verdienen, und nicht mehr auf seinen Körper hört.  

Auch pflegende Angehörige leiden oft unter dem Imposter-Syndrom und reden sich ein, dass sie die Pflege der ihnen nahestehenden Person „jeden Moment vermasseln“ könnten. Diese belastenden Gedanken scheinen bei Patientinnen und Patienten und Pflegepersonen in der Gesellschaft weit verbreitet zu sein.  


Sieben Arten, wie sich das Imposter-Syndrom bei Menschen mit chronischen Erkrankungen zeigen kann

Ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass meine Ärztin oder mein Arzt denkt, ich übertreibe bei meiner Erkrankung oder ich sei gar nicht wirklich krank. In der Vergangenheit habe ich auch die Dringlichkeit meines Betreuungsbedarfs heruntergespielt. Das Ergebnis? Meine Erkrankung wurde viel schlimmer, als sie sein müsste.  

Um 10 Uhr morgens fühlen Sie sich vielleicht noch ganz gut, aber um 16 Uhr sind die Schmerzen so unerträglich, dass Sie nur noch ins Bett fallen können. Ihre Symptome sind komplex, aber Sie spielen deren Schwere herunter, was dazu führt, dass Sie sich verwirrt und unsicher fühlen.  

Das Imposter-Syndrom kann Sie glauben lassen, dass Sie gar nicht wirklich krank sind. Sie kennen vielleicht jemanden in einer ähnlichen Situation oder vertrauen Ihrer eigenen Wahrnehmung nicht vollständig, sodass Sie das Gefühl haben, Ihre Symptome und Schmerzen zu übertreiben.  

Vergleiche mit anderen können Zweifel aufkommen lassen. Denn Sie können dazu führen, dass Sie sich wie ein Hochstapler fühlen, als würden Sie zu viel verlangen oder als hätten Sie versagt, weil Sie nicht so „gut“ mit der Krankheit zurechtkommen wie andere. In Wahrheit machen wir alle einzigartige Erfahrungen mit unseren Erkrankungen. 

Dies gilt insbesondere, wenn Sie eine unsichtbare Erkrankung und/ oder eine dynamische Behinderung haben, weil andere Ihre Symptome nicht sehen. Dies kann noch verstärkt werden, wenn Sie wegen Ihrer Behinderung anders behandelt werden. Vielleicht stellen Sie sogar infrage, ob Sie die Behandlungen, die Sie benötigen, „verdienen“.  

Sie machen sich Sorgen, dass Sie langweilig wirken und andere Sie für einen Hypochonder halten könnten. Dabei ist Ihre Diagnose eine Tatsache und daran müssen Sie sich erinnern.  

Eine chronische Erkrankung scheint einem die Fähigkeit zu nehmen, perfekt zu sein. Sie versuchen oft, anderen zu beweisen, dass Sie alles allein bewältigen können, aber am Ende des Tages benötigen Sie ein Unterstützungsnetzwerk, um damit umzugehen.  


Sechs Schritte zur Überwindung des chronischen krankheitsbedingten Imposter-Syndroms

Hier ist eine Liste, die Sie ab sofort umsetzen können:  

Verwenden Sie diese Liste als Erinnerung, wenn Sie Ihre Symptome gegenüber medizinischen Fachkräften oder Ihrer Familie und Ihren Freunden verschweigen oder herunterspielen. 

Wenn Sie die Fakten vor sich haben, können Sie erkennen, dass Ihre Bedürfnisse berechtigt sind und Sie die beste Versorgung verdienen.  

Niemand kennt Ihren Körper besser als Sie selbst. Hören Sie auf das, was er Ihnen sagt, und reagieren Sie, indem Sie sich ausruhen oder mit einer medizinischen Fachkraft über Ihre Bedenken sprechen.  

Der Stress durch soziale Medien und der Druck, den Schein zu wahren, können zu einem Fall von „Vergleicheritis“ führen. Facebook wird immer noch da sein, wenn Sie stark genug sind, um dorthin zurückzukehren! 

Das Imposter-Syndrom kann auftreten, wenn Ihre Gefühle in Ihrer Kindheit von anderen abgetan wurden. Reflexion hilft Ihnen, zu verstehen, dass das Imposter-Syndrom ein „Überlebensmodus“ gegen Ablehnung ist. Es ist ein toxisches Sicherheitsnetz, das Ihr inneres Wachstum behindern kann. 

Echte Freunde denken nicht das, was das Imposter-Syndrom Sie glauben lässt. Sie bleiben in guten und schlechten Zeiten an Ihrer Seite.  
Um Hilfe zu bitten ist kein Zeichen von Schwäche. Bitte lassen Sie Ihre Liebsten in Ihr Leben und lassen Sie sich helfen, die Gedanken zu verscheuchen, die Sie einen Hochstapler nennen.  


Fazit

„Je besser es mir geht, desto mehr wächst mein Gefühl der Unzulänglichkeit, weil ich denke: 'Jeden Moment wird jemand herausfinden, dass ich ein totaler Betrüger bin.“ 
Emma Watson, Schauspielerin und Aktivistin  

Beim Imposter-Syndrom ist man davon überzeugt, dass die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten nicht echt sind und man jeden Moment überführt werden kann. Dies führt dazu, dass wir in den „Überlebensmodus“ wechseln, was unserer psychischen oder auch physischen Gesundheit schaden kann.  
Wenn Sie am Imposter-Syndrom leiden, denken Sie vielleicht, dass Sie ein Hypochonder sind. Sie könnten in Versuchung geraten, sich und Ihre Krankheit mit anderen Betroffenen zu vergleichen. Das kann dazu führen, dass Sie Zweifel an Ihrer Diagnose haben und denken, dass das „alles nur eingebildet“ ist. 
Ihre körperliche Erkrankung zu leugnen, macht Sie nicht „stark“ – es wird sich nur negativ auf Ihre Gesundheit auswirken. Wenn man unter dem Imposter-Syndrom leidet, gerät man oft in einen toxischen Kreislauf, in dem man das Gefühl hat, die Kontrolle behalten oder eine perfekte Person sein zu müssen.  
Anstatt sich darauf zu konzentrieren, „perfekt zu sein“, sollten Sie daran arbeiten, sich selbst so zu akzeptieren, wie Sie sind. Seien Sie darauf vorbereitet, dass der Drang nach Perfektion nicht über Nacht verschwinden wird! Wenn Sie anfangen, daran zu verzweifeln, dass Sie nicht perfekt sind, greifen Sie auf Ihre Bewältigungsstrategien zurück. Stellen Sie sich Ihren Zweifeln, Ängsten und Belastungen, anstatt zu versuchen, sie zu verdrängen. Konfrontieren Sie sich innerlich mit den Verhaltens- und Denkmustern, die dem Imposter-Syndrom zugrunde liegen. 

Abschließend kann ich nur raten: Seien Sie so gut zu sich selbst, wie es Ihren Bedürfnissen entspricht. Gedanken, ein Hochstapler zu sein, können nicht die Oberhand gewinnen, wenn man auf mitfühlende medizinische Fachkräfte hört und die Fakten über die Erkrankungen kennt. Nur wenn Sie diese Dinge tun, können Sie darauf vertrauen, dass es sich nicht um eine Erfindung oder Täuschung handelt, die Sie sich selbst ausgedacht haben.  

Kurz gesagt: Achten Sie gut auf sich selbst, damit Sie so behandelt werden, wie Sie es verdienen. 



Porträt Laura McKee

 

Autorin: Laura Mckee

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