Der Patient im Mittelpunkt

20.02.2025

Warum Europa handeln muss, um den Zugang zu Medikamenten zu sichern

Eine aktuelle Analyse von Teva Pharmaceuticals Europe zeigt, dass 46 % der Generika auf der EU-Liste kritischer Arzneimittel nur von einem einzigen Anbieter bereitgestellt werden. Diese Zahl verdoppelt sich auf fast 83 %, wenn man Anbieter mit einem Marktanteil von über 60 % betrachtet. Die Studie „Generic Health Check Europe 3.0“ zeigt, dass die Marktkonzentration bei kritischen Generika dreimal schneller voranschreitet als bei anderen Generika – ein ernsthaftes Risiko für die Versorgungssicherheit mit kritischen Medikamenten in Europa.  

Um eine stabile Arzneimittelversorgung zu gewährleisten, ist eine diversifizierte Lieferkette mit mehreren Herstellern notwendig. Doch die Studie zeigt, dass dies gerade bei lebenswichtigen Medikamenten, etwa in den Bereichen Kardiologie, Onkologie, psychische Gesundheit und Antibiotika, nicht gegeben ist. Die zunehmende Marktkonzentration sowie das Verschwinden kritischer Generika vom Markt erhöhen die Unsicherheit. Diese Entwicklung wurde in den letzten Jahren durch geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Herausforderungen und neue regulatorische Anforderungen verstärkt – mit gravierenden Folgen für die Patientenversorgung. 

Während die Verbraucherpreise in Europa in den letzten zehn Jahren um 30 % gestiegen sind, sanken die Durchschnittspreise für verschreibungspflichtige Generika um fast 8 %. Die fehlende Preisflexibilität, kombiniert mit steigenden regulatorischen und ökologischen Anforderungen, gefährdet die wirtschaftliche Tragfähigkeit kritischer Generika. Dies zwingt Hersteller dazu, Medikamente vom Markt zu nehmen und Investitionen in Produktionskapazitäten zu reduzieren.  

Michal Nitka, Senior Vice President, Generics Head Europe & OTC Global Head bei Teva, warnt: 
"Patienten sind auf eine zuverlässige Versorgung mit hochwertigen und erschwinglichen Behandlungen angewiesen. Doch die zunehmende Marktkonzentration und der Wegfall kritischer Medikamente bedrohen diesen Zugang. Es ist entscheidend, den wirtschaftlichen Druck auf Generikahersteller zu verringern, um die Patientenversorgung zu sichern und die langfristige Stabilität der europäischen Gesundheitssysteme zu gewährleisten. Gerade bei kritischen Generika braucht es eine widerstandsfähige, diversifizierte Lieferkette." 

Entwicklungen in Deutschland 

Der „Generic Health Check Europe 3.0“ verdeutlicht, dass der Rückgang kritischer Generika in Deutschland besonders stark ausgeprägt ist: Während im europäischen Durchschnitt seit 2014 rund 30 % der kritischen Generika vom Markt verschwunden sind, liegt der Rückgang in Deutschland bei alarmierenden 39 %. Gleichzeitig stieg der Anteil kritischer Generika mit nur einem oder zwei Anbietern um 13 % – im europäischen Vergleich sind es sogar 15 %. 
Die Analyse zeigt zudem, dass im Jahr 2024 bereits 33 % der kritischen Generika ausschließlich von einem Anbieter bereitgestellt wurden. Besonders betroffen sind hierbei die Bereiche Kardiologie (84 %), Onkologie (65 %), psychische Gesundheit (71 %) und Antibiotika (57 %). Besorgniserregend ist zudem, dass bei 72 % der kritischen Generika ein einzelner Anbieter über 60 % des Marktanteils hält. Ein Ausfall dieses Anbieters könnte daher unmittelbar die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten gefährden. 

„In Deutschland spüren wir die Auswirkungen der zunehmenden Marktkonzentration und der wirtschaftlichen Belastung für Generikahersteller ganz besonders stark”, ergänzt Andreas Burkhardt, General Manager von Teva Deutschland. “Wir müssen jetzt handeln, um eine stabile und verlässliche Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten sicherzustellen. Eine widerstandsfähige Lieferkette und faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind essenziell – nicht nur für die Unternehmen, sondern vor allem für die Patientinnen und Patienten, die tagtäglich auf diese Medikamente angewiesen sind.“ 
 

Teva fordert daher dringend folgende Maßnahmen: 

  1. Entwicklung eines Europäischen Solidaritätsmechanismus, um vorhandene Marktbestände besser auf nationale Engpässe zu verteilen. 
  2. Sicherung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit kritischer Generika, indem Mehrfachvergabesysteme mit mehreren Gewinnern und Kriterien eingeführt werden. Diese Systeme sollten in Zusammenarbeit mit der Industrie entwickelt werden, um von reinen Niedrigstpreis-Ausschreibungen abzurücken. Stattdessen sollte der größte Mehrwert für das europäische Gesundheitssystem und die Wirtschaft berücksichtigt werden.  
  3. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktionskapazität der europäischen Medikamentenherstellung – durch flexible Finanzierungsprogramme, die strategische Investitionen beschleunigen und Innovationen, einschließlich solche in der Produktion, gezielt unterstützen. 


Der „Generic Health Check Europe 3.0“ ist unter diesem Link verfügbar: https://www.tevapharm.com/globalassets/tevapharm-vision-files/teva-generics-health-check-2025.pdf