Wie man mit wenig Energie leben kann

 

Mit geringer Energie leben


Migräne: Das Leben mit geringer Energie meistern

Danielle Newport Fancher spricht über ihre Tipps, wie man ein Leben mit halber Energie bewältigen kann.

Es gibt eine begrenzte Menge an Energie, die ich an einem Tag aufbringen kann. Ich habe viel weniger Widerstandskraft, wenn ich mit unablässigen Schmerzen zu kämpfen habe, als wenn das nicht der Fall ist. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, dass ich wegen der Schmerzen bei etwa 50 Prozent meines üblichen Energielevels lande. An den schlimmsten Tagen sind es auch mal nur 10 Prozent. Ich muss also Möglichkeiten finden, Aufgaben zu erledigen, ohne dabei meine gesamte Energie für den Tag zu verbrauchen. 

Was verbraucht Energie? Alles! Zum Beispiel duschen, Haare föhnen, Frühstück machen, zur Arbeit fahren – und das ist gerade mal mein Morgen. 


Wie man mit wenig Energie leben kann

Warum Schmerzen kräftezehrend sind

Einige Faktoren tragen zu meiner Erschöpfung bei. Zunächst einmal sind meine Migräneanfälle sehr belastend. Sie rauben mir täglich Energie. Sogar meinen Kopf aufrecht zu halten, empfinde ich als anstrengend, da mein Nacken durch sein Gewicht ständig angespannt ist. 

Zweitens bin ich zum Einschlafen auf Medikamente angewiesen, weil meine Schmerzen zu stark sind, als dass ich von selbst zur Ruhe kommen kann. Die Behandlung trägt zu meiner Erschöpfung vor allem am späten Abend und in den Morgenstunden bei. 

Außerdem habe ich ständig Angst, meine Migräne zu provozieren. Wenn ich mich zum Beispiel zu sehr anstrenge, kann das eine weitere Migräne auslösen. Dadurch fühle ich mich stark eingeschränkt und unwohl. 


Eine Lösung finden

Ich vereinfache alltägliche Aufgaben, um mein Leben leichter und effizienter zu gestalten. Dies sind ein paar Beispiele:

  • Wenn ich mich morgens fertig mache, setze ich mich auf ein Meditationskissen am Boden. Ich will nur so viel Energie wie absolut nötig verbrauchen, also sitze ich.
  • Ich bereite einfache, gesunde und nicht aufwendige Mahlzeiten zu. Ich koche nicht gerne, also versuche ich, so wenig Zeit und Energie wie möglich in die Zubereitung von Mahlzeiten zu stecken. 
  • Ich lasse mir Lebensmittel liefern oder kaufe im Lebensmittelgeschäft in der Nähe ein. Wenn es mir besonders schlecht geht, bestelle ich mir Essen. Zum Glück ist es in New York City nicht schwer, gesunde Lieferoptionen zu finden. 
  • Das Einkaufen von Kleidung ist für mich viel zu anstrengend. In der Regel kaufe ich an Tagen ein, an denen ich die Kraft dafür habe, und erledige meine Einkäufe zwei- bis dreimal im Jahr. Wenn ich zusätzlich noch etwas kaufen muss, bestelle ich online und erspare mir so den Stress in den Geschäften. Außerdem kaufe ich nichts, was ich nicht zu 100 Prozent behalten werde bzw. was ich möglicherweise zurückgeben muss, weil ich die Energie für die Rückgabe nicht aufwenden kann. 
  • Ich bleibe organisiert. Das bedeutet, dass ich einen Kalender führe, mich an meine Aufgabenliste halte und dafür sorge, dass mein Zuhause aufgeräumt ist. Ich mache morgens direkt mein Bett, damit ich beim Nachhausekommen ein ordentliches Zimmer vorfinde. 
  • Ich plane Pausen ein. Wenn ich ein volles Wochenende vor mir habe, sorge ich dafür, dass der darauffolgende Montag und Dienstag entspannt sind und ich Zeit zum Ausruhen habe. Ebenso nehme ich das Wochenende zur Erholung, wenn ich eine arbeitsreiche Woche habe. Ich habe festgestellt, dass das Einplanen von Pausen besonders wichtig ist, wenn ich ein ganzes Wochenende lang an Veranstaltungen teilnehme, wie zum Beispiel an einer Hochzeit. Ich kann nicht alles machen, also versuche ich mein Bestes, um zu planen und Erwartungen entsprechend zu erfüllen. 

Nachsichtig mit sich selbst sein

Ich habe Migräneschmerzen, die in ihrer Intensität schwanken. Manchmal komme ich gerade so über die Runden. Dann gibt es aber auch andere Zeiten, da kann ich zusätzliche Dinge tun, zum Beispiel Zeit mit meinen Freunden verbringen. 

Wenn es mir wirklich schlecht geht, bin ich sehr nachsichtig mit mir selbst. Ich akzeptiere, dass ich möglicherweise mehr Geld ausgeben muss, um alltägliche Aufgaben zu erledigen, damit ich Energie sparen kann. Wenn mir zum Beispiel der Weg zur Arbeit zu Fuß oder mit der U-Bahn zu viel ist, nehme ich ein Taxi. Wenn die Zubereitung des Abendessens zu viel Energie erfordert, bestelle ich mir etwas zu essen. Wenn ich es nicht zur Arbeit schaffe, arbeite ich von zu Hause aus. 

Ich muss alles tun, um zurechtzukommen und darf nicht zurückblicken. Manchmal gönne ich mir sogar einen Blumenstrauß, um mir selbst zu sagen: „Du machst das toll. Weiter so.“ 


Ein Gleichgewicht schaffen

Wenn es mir richtig schlecht geht, muss ich meine sozialen Kontakte hintenanstellen. Allerdings kann ich persönlich nicht mein ganzes Leben mit der Arbeit oder im Bett verbringen. Ich brauche etwas zwischenmenschlichen Kontakt, um positiv zu bleiben. 

Es ist eine Herausforderung, mit meiner Migräne umzugehen und mir trotzdem eine gewisse Lebensqualität zu bewahren. Was für mich funktioniert ist, mir nach der Arbeit Zeit für ein lockeres Sushi-Date mit einer befreundeten Person zu nehmen. Mein Lieblings-Sushi-Lokal liegt zwischen meiner Wohnung und meinem Büro, also auf dem Heimweg von der Arbeit. 

Ich kann mir genau vorstellen, wie meine Freunde über diese Bemerkung lachen werden, weil ich sie doch ziemlich oft frage, ob sie sich dort mit mir auf ein schnelles Sushi treffen wollen. Diese Verabredungen zum Essen sind eine große Bereicherung für mein Leben. Wenn ich mich im Migräne-Gehirnnebel befinde, helfen sie mir dabei, mich wieder aufzurichten, ohne mir viel Energie abzuverlangen. 


Wie man mit wenig Energie leben kann

Zeit zum Aufladen nehmen

Ich muss ständig meinen Akku wieder aufladen. Ich mache das, indem ich mir Zeit für mich nehme. Ich liebe es, Zeit für mich allein zu haben, weil ich mich dann entspannen kann und mir keine Gedanken über die Bedürfnisse von irgendjemandem außer mir selbst machen muss. 

Diese Zeit nutze ich normalerweise, um auf meinem Laptop eine Fernsehsendung oder einen Film anzusehen oder ich lese ein Buch. Wenn es mir gut genug geht, versuche ich zu meditieren. Diese Aktivitäten helfen mir dabei, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen und die Schmerzen und die Erschöpfung zu vergessen.

Außerdem lade ich meinen Akku wieder auf, wenn ich meine Gedanken aufschreibe. Manchmal schreibe ich sie als Notizen auf meinem Telefon, manchmal in einem Tagebuch. Manchmal schicke ich sie auch per E-Mail an mich selbst auf meinem Computer. Wenn ich meine Gedanken aus dem Kopf zu Papier (oder auf die Tastatur) bringe, wird mein Kopf irgendwie frei. 


Wissen, wann man die Zähne zusammenbeißen muss

Manchmal ist es notwendig, den Schmerz zu ertragen. Das muss ich unter den folgenden Umständen: 

  • Wenn ich einen Abgabetermin auf der Arbeit, ein wichtiges Meeting oder eine Präsentation habe. 
  • Im Falle eines Anlasses, der für jemandem in meinem engen Freundeskreis wichtig ist, wie eine Hochzeit, eine Babyparty oder ein besonders schwieriger Moment.
  • Wenn mir eine absehbare Pause bevorsteht, z. B. ein paar Tage zum Ausruhen nach einer anstrengenden Woche. 
  • Wenn sich mir eine einmalige Gelegenheit bietet, wie eine Reise in einen neuen Teil der Welt oder die Chance etwas zu tun, was ich vielleicht nie wieder tun kann.

Der Weg nach vorne

Wenn ich auf die vielen Nächte zurückblicke, in denen ich darüber nachgedacht habe, wie ich mit meinen Migräneanfällen in meinem Arbeitsumfeld umgehen soll, wünschte ich, ich hätte die Erkenntnis gehabt, die ich jetzt habe. Es gibt in Wirklichkeit keinen richtigen oder falschen Weg, die Migränediskussion an Ihrem Arbeitsplatz zu führen.

Jede Migräne ist anders. Jeder Chef ist anders. Jede Kollegin und jeder Kollege ist anders. Jedes Arbeitsszenario ist anders. Am wichtigsten ist, dass ich anders bin. Ich bin froh, dass ich meinen Instinkten gefolgt bin und jede Situation so gehandhabt habe, wie es sich für mich zu diesem Zeitpunkt am besten angefühlt hat.

Ich wünschte nur, dass ich nicht so streng mit mir selbst gewesen wäre. Rückblickend würde ich mir den Rat geben: „Deine Angst und Befürchtung sind berechtigt und verständlich. Dies ist eine wichtige Entscheidung. Tu, was sich für dich am besten anfühlt.“


Lernen, was wichtig ist

Herauszufinden, wo ich meine Energie sinnvoll einsetze, war für mich unglaublich wichtig. Ich habe festgestellt, dass ich die meiste Zeit damit verbringen möchte, wertvolle Freundschaften zu pflegen, mit meiner Familie zusammen zu sein und neue Dinge zu lernen. 

Die richtige Schwerpunktsetzung hat es mir auch ermöglicht, unnötige Energiefresser zu vermeiden, wenn ich keine Schmerzen habe. So seltsam es klingt, ich schätze meine Migräne, weil sie mir geholfen hat, das, was mir wirklich wichtig ist, neu zu bewerten. Das hätte ich so unter anderen Umständen niemals in Betracht gezogen. 


Danielle Newport Fancher

 

Autorin: Danielle Newport Fancher

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