4 Tipps zur Selbstfürsorge für Pflegende
Selbstfürsorge sollte als pflegende Person Ihre oberste Priorität sein. Nein, nicht an zweiter Stelle! Marc Lawrence erklärt, warum „Egoismus“ ihn zuweilen zu einem besseren Pfleger machen kann.
Wenn Sie schon seit einigen Jahren als pflegende Person tätig sind, haben Sie möglicherweise bemerkt, wie sehr die Fürsorge für einen anderen Menschen Sie körperlich, aber auch geistig beanspruchen kann. Bei chronischen Langzeiterkrankungen wird der Pflegeaufwand mit der Zeit meist auch nicht leichter. Sie und die Person, die Sie begleiten, befinden sich wahrscheinlich in einem Wettlauf gegen die Zeit.
Wir alle werden älter und je älter wir werden, desto mehr müssen wir uns anstrengen, um uns fit und unseren Geist frisch zu halten. Als pflegende Person neigen wir dazu, unsere Patientinnen und Patienten/ die uns nahestehenden Personen voranzustellen und vernachlässigen dabei oft uns selbst.
Abgesehen von offensichtlichen Faktoren wie Sport, gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf usw. können wir einige weitere einfache Maßnahmen ergreifen, um die Belastung für unseren Körper und unseren Geist zu verringern.
Ändern Sie Ihre Einstellung
Als ich begann, für meine Frau zu sorgen, beschlich mich regelmäßig das Gefühl, dass ich dem betreuenden medizinischen Fachpersonal egal war. Es ging ausschließlich um sie, und fast nie fragte jemand nach meinem Wohlbefinden.
Das Ganze erreichte seinen Höhepunkt, als eine Krankenschwester bei ihrem Hausbesuch ignorierte, dass ich einen schweren Bronchialinfekt hatte. In diesem Moment wurde mir klar, dass mein Wohlbefinden genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, ist als das meiner Frau, denn ohne mich wäre sie ja völlig hilflos.
Wenn Sie finden, dass sich das egoistisch anhört, gebe ich Ihnen völlig Recht, denn das ist es auch! Ich will damit nicht sagen, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse immer über die der Person stellen sollten, für die Sie sorgen. Dennoch ist es wichtig, dass Sie sich in erster Linie um sich selbst kümmern. Wenn Sie Ihr Verhalten ändern wollen, wird Ihnen das sehr zugute kommen.
Der nächste Schritt besteht darin, selbstbewusster um Hilfe zu bitten.
Nutzen Sie Hilfsmittel, die Sie unterstützen
Als meine Frau zum ersten Mal aus dem Krankenhaus nach Hause kam, besuchte uns ein Ergotherapeut und gab uns Ratschläge, wie meine Frau besser versorgt werden könnte.
Ich bemühte mich, die Vorschläge umzusetzen, indem ich Haltegriffe anbrachte, Türdurchgänge ausbaute, Teppiche entfernte, einen Treppenlift einbaute und vieles mehr.
Nach rund sechs Monaten wurde mir klar, dass die Anpassungen zwar nützlich waren, aber meine Bedürfnisse nicht berücksichtigten.
So sind beispielsweise die standardmäßig angebrachten Haltegriffe in der Badewanne/ Dusche gut für die Person in der Wanne, aber nicht unbedingt in der optimalen Position für die pflegende Person außerhalb der Wanne.
Inzwischen habe ich zusätzliche Haltegriffe angebracht, damit ich beim Umlagern und Duschen meiner Frau das Gleichgewicht halten kann. Ich habe auch mit Gummi unterfütterte Teppiche ausgelegt, damit ich besser stehen kann.
Obwohl mein Bestreben darin besteht, meiner Frau zu mehr Unabhängigkeit zu verhelfen, bin ich stets auf der Suche nach Hilfsmitteln, die auch mich entlasten (intelligente, digitale Geräte, die mich in meinen Pflegeroutinen unterstützen könnten, wären toll!).
Nehmen Sie sich Zeit für SICH SELBST
Zeit für sich selbst zu finden, ist das Schwierigste, wenn man jemanden pflegt. Die meisten Aktivitäten, die ich vor dem Schlaganfall meiner Frau ausgeübt habe, habe ich aufgegeben. Das liegt zum einen daran, dass ich niemanden habe, der für mich einspringen kann, und zum anderen an den mit den Aktivitäten verbundenen Kosten.
Noch schlimmer ist der Wegfall jeglicher Zeit für mich während des Tages. Mit meiner Frau, meiner Tochter und meinem Hund bin ich den ganzen Tag über beschäftigt und finde nur selten Zeit, allein zu sein. Auch nur die Zeit zum Schreiben dieses Artikels zu finden, ist eine Herausforderung.
Die einzige Antwort ist auch hier, egoistisch zu sein. Nachdem ich zum Beispiel meine Frau gegen 20 Uhr ins Bett gebracht habe, verbringe ich noch etwas Zeit mit meiner Tochter. Um 22 Uhr bringe ich sie dann ins Bett. Die darauffolgenden 90 Minuten gehören nur mir.
Meine Frau ist nicht glücklich darüber, dass ich so lange aufbleibe, da sie sich wünscht, dass ich wieder ins Bett komme. Aber ich brauche diese Zeit, um abzuschalten. 90 Minuten Ruhe ohne jegliche Anforderungen helfen mir sehr, mich für den nächsten Tag zu wappnen.
Auf lange Sicht planen
Momentan fühlt es sich so an, als sei die Welt aus den Fugen geraten: gesundheitliche, umweltpolitische, gesellschaftliche und finanzielle Probleme prasseln Tag für Tag auf uns ein. Wenn Sie für eine nahestehende Person sorgen, kommen wahrscheinlich noch eigene Probleme hinzu, wodurch Sie sich kaum auf etwas anderes als das Überleben konzentrieren können.
Ich sehe andere Pflegende, die sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und damit möglicherweise ihre Zukunft aufs Spiel setzen... und das versuche ich zu vermeiden.
Mein Ziel ist es, dass meine Frau und ich einen komfortablen Ruhestand genießen und uns die Pflege leisten können, die wir benötigen. Deshalb reduziere ich derzeit die Nutzung teurer Pflegedienste auf ein Minimum und übernehme selbst mehr Aufgaben und Verantwortung.
Ich habe außerdem den langfristigen Plan gefasst, ein barrierefreies Zuhause für uns zu bauen, das unseren Bedürfnissen im Ruhestand gerecht wird. „Keine einfache Sache“, denken Sie sich… glauben Sie mir, das ist es wahrlich nicht. Aber ich stelle schon jetzt fest, dass der Druck nachlässt, weil ich dieses langfristige Ziel vor Augen habe.
Ich sehe eine Zukunft vor mir, in der wir gemeinsam entspannen und Zeit miteinander verbringen können. Die Vorstellung macht mich glücklich. Dieser Plan, dessen Umsetzung unter Umständen Jahre dauern kann, lenkt meine Aufmerksamkeit von den alltäglichen Anstrengungen auf eine positivere Vision der Zukunft.
Fazit
Ich glaube, dass eine pflegende Person verschiedene Stadien durchläuft und eines dieser Stadien ist die „Erkenntnis“. Sie tritt dann ein, wenn Sie den Alltagstrott durchbrechen und Ihre eigenen Bedürfnisse und Ihr Wohlbefinden wieder stärker berücksichtigen. Dieser Perspektivwechsel wird Ihnen helfen zu erkennen, dass es ein Ziel und Hoffnung für die Zukunft gibt.
Ich empfehle allen pflegenden Menschen innezuhalten und aktiv diese Perspektive einzunehmen. Letztendlich wird dies die Dinge jetzt und auf lange Sicht verbessern.